Rationelle Königinnenzucht

Rationelle Königinnenzucht

 Bei der Aufzucht von Königinnen darf absolut nicht gespart werden! Jeglicher Drang zum Sparen muss dabei überwunden werden. Rationell ist eine Zuchtmethode, wenn das Ergebnis, die Königin, dem Aufwand entsprechend höchste Qualität hat. Das ist wichtig, da die Königin schließlich das Volk einige Jahre „führen“ soll. Schon F. Gerstung schrieb 1905 in seinem Buch „Der Bien und seine Zucht“ sinngemäß, dass die Königin im Paradiese geboren sein muss. Kleine Brutableger mit Nachschaffung zu verwenden, scheidet demnach aus. Wenn Ableger, dann nur Sammelbrutableger mit einem Überschuss an (Jung-)Bienen. Es müssen sehr starke Ableger sein!

 Der Zeitpunkt der Zucht darf ebenso nicht willkürlich gewählt werden. Königinnen dürfen nur auf den Höhepunkt der Entwicklung unter den günstigsten Verhältnissen erzogen werden. Dann ruht das Höchstmaß der Kräfte in jeder Königinnenzelle. Dieser Grundsatz wird durch die Beobachtung bestätigt, dass der Bien schon fertige Königinnenzellen vernichtet, wenn die äußeren Umstände sich ungünstig gestalten.

 Die hier vorgestellte Methode ist zwar nicht neu. Sehr gut eignet sich die Methode, wenn im Honigraum Flachzargen verwendet werden, wie im vorher vorgestellten Dadant-System. Darüber hinaus kann damit sehr spontan die Königinnenzucht eingeleitet werden, ohne Wartezeit. Auch ist kein Suchen der Königin nötig.

Bei Flugwetter werden zwei Honigräume eines starken Volkes auf den Boden gestellt an dem Platz, auf den die Bienen eingeflogen sind. Der Brutraum wird mit der Königin am Stand belassen, aber auf einen anderen Platz mit um 180° gedrehtem Flugloch gestellt. In den Honigräumen, dem Platz des vorherigen ganzen Volks, ist nun schlagartig keine Brut und keine Königin mehr, jedoch ein Übermaß an Vorräten und Bienen, da die Flugbienen wieder zum alten Standort zurückkehren. Für den Zuchtrahmen schaffen wir eine Wabengasse durch das Entnehmen einer Honigwabe in jedem Honigraum.

Nach nur einer Stunde Wartezeit können wir einen Zuchtrahmen zugeben. Ob dieser nun aus einer Brutwabe mit Bogenschnitt oder einem Rahmen mit umgelarvten Edelmaden besteht, ist nicht von Belang. Hier hat der Imker absolute Wahlfreiheit.

Am nächsten Tag, 24 Stunden später, wird das Volk wieder zusammengebaut. Der Brutraum wird auf seinen ursprünglichen Platz zurückgestellt. Die Honigräume werden über ein Absperrgitter auf das ursprüngliche Volk gestellt. Neben dem Zuchtrahmen entfernen wir wiederum zwei übereinanderliegende Honigrähmchen um eine verdeckelte Brutwabe daneben hängen zu können(Bienen zuvor abkehren). Beim Zuchtrahmen entfernen wir nicht angepflegte Näpfchen, die angepflegten stecken wir in der Mitte der Latten zusammen (Temperatur!). Vier Tage später werden die gedeckelten Zellen gekäfigt. Sollten krumme oder kleine Zellen vorhanden sein, verwerfen wir diese. Das kommt aber eher selten vor. Vor dem Schlupf werden die Zellen auf die Begattungseinheiten verteilt, vorzugweise in Mini-Plus mit vorhandener, gedeckelter Brut (Bienenmenge und Temperatur!), oder Begattungsableger im Standmaß.

Vorteile des Verfahrens:
+ die Pflege der Zellen erfolgt (wie im schwarmbereiten Volk) immer im weiselrichtigen Zustand
+ zur Endpflege der Näpfchen ist eine große Anzahl an Jungbienen vorhanden
+ die Endpflege erfolgt neben Brut bei konstanter Temperatur
+ die Zucht kann schnell eingeleitet werden
+ es werden sehr schöne große Königinnen erzeugt
+ Brutraum wird idR nicht angefasst
+ 10 -15% der angepflegten Näpfchen werden nach dem Wiedervereinigen ausgeräumt. Das sehe ich aber eher als die instinktive Auswahl des Volkes, die nicht unterschätzt werden sollte!
+ Annahme >75% der gegebenen Näpfchen
+ Füttern ist nicht nötig

Nachteile:
– Herumheben von Beuten, und etwas Hantieren mit einzelnen Rähmchen
– 10 -15% der angepflegten Näpfchen wird nach dem Wiedervereinigen ausgeräumt s.o.

 Wie man sieht, muss Königinnenzucht keine Alchemie sein! Oftmals sind einfache, geradlinige Verfahren diejenigen, die sowohl dem Bien als auch dem Imker am meisten dienlich sind.

Gerade heute hat mir ein befreundeter Imker mitgeteilt, dass er 85% Annahme hatte 😉

Ein Kommentar

  1. Guten Abend, Reiner,
    ich kann das nur unterschreiben.
    „Zucht“ zur Unzeit oder mit ungeeigneten Methoden führt immer nur zu Ärger und dient weder dem Bien noch dem Imker.

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